Endlich mal richtiges Training… Go 4 Speed Praxistraining Kiel 2023

Holger Rövensthal von der Albin Express GER 518 “Ronja” berichtet.

Wir liebäugelten ja schon länger mal mit dem Go 4 Speed-Seminar, um uns mit externer Hilfe zu verbessern. Mal so Leute über die eigene Segelei schauen zu lassen, die so richtig Ahnung haben – das wäre ja mal etwas. Und die Gebühr ist mit 100€ recht erträglich. Immerhin sind diverse Spezialisten von North Sails vor Ort.

Das Theorieseminar im März war für uns nicht so das Richtige.

Zu sehr auf die diesjährige ORC-WM gemünzt und auch offenbar etwas seltsam organisiert.

Solveyg fragte dann mal telefonisch nach, ob wir mit einer Express überhaupt an der Praxis teilnehmen könnten. Es war ja absehbar, dass dort ebenfalls die ORC-Flotte dominieren würde. Aber nein, natürlich könnten wir teilnehmen, wurde uns beschieden. Na dann…

Wir fanden uns dann also an einem Wochenende im späten April in der Strander Bucht mit etwa 20 anderen Booten wieder. Das was uns am ähnlichsten sah – von der Größe und Geschwindigkeit her – waren X-332 und Farr 30. Es ging aber auch rauf bis X-41, J-112, GP42, Fast 40+, Mills 45.

Das Seminar startete mit einer Besprechung in der Vaasa-Halle, dann ging es zum Warmfahren in die Strander Bucht. Man hatte viel Zeit, um sich zu sortieren. Eine Reihe von Probestarts, zu denen wir in zwei Gruppen aufgeteilt wurden, folgte. Erst am Nachmittag kamen dann sehr kurze Probewettfahrten.

Die Signale und Ansagen waren sehr gut. Immerhin wurde der Nachwuchs der Wettfahrtleiter auch gleich geschult und sagte auch immer penibel die Frühstarter an.

Wenn die ganzen anderen Boote an die Startlinie kamen, waren wir meistens schon längst da.

Bei den ersten Starts stellten wir schnell fest, dass wir zwar auf der Geraden nichts ausrichten können gegen die großen schnellen Boote, aber am Start betätigten wir uns als fröhliche kleine Nervensäge.

Ein 11m-Boot versuchte zweimal, sich am Start bei uns in Luv heran zuwanzen. Eine wunderbare Gelegenheit, die hochzustellen und über die Linie zu schubsen. Zum Glück nahmen sie das mit Humor und haben das später anders gemacht. Wir helfen ja gerne…

Das war eine interessante Erkenntnis, dass die modernen Boote – insbesondere mit sehr schmalen Kielflossen und womöglich noch Doppelrudern – eher mit Schwung an die Linie müssen. Für die geht nur Time-on-Distance. Dieses an der Linie Herumlungern beherrschen die nicht so, sondern werden schnell langsam und fahren seitwärts. Wir probierten das ein oder andere und versuchten, uns nicht völlig zu blamieren. Immerhin hatten wir die Tourensegel drauf und den Motor am Heck.

Trotzdem gelang es uns, in einer der sehr kurzen Trainingswettfahrten auch mal zwei X-332 hinter uns zu lassen. Die Farr 30 hätten wir auch fast noch geschnappt. Insofern segelten wir nicht so viel alleine über den Parcours wie befürchtet.

Am Samstagabend gab es dann eine Nachbesprechung in der Vaasa-Halle anhand der Videoaufnahmen. Für die Aufbereitung der Manöver fanden wir insbesondere die Drohnenaufnahmen sehr erhellend. Leider hatten sich die Trainer etwas mehr auf die größeren und schnelleren Boote konzentriert und wir wurden allen Ernstes als Positivbeispiel im Manöver gezeigt.

Tatsächlich waren wir manchmal schon erstaunt, wie viele Fehler auf Booten zu sehen waren, deren Segel vermutlich mehr kosten als unser Boot inklusive Trailer. Allerdings war es auch früh in der Saison und manche Crew fing offenbar gerade erst an mit dem Training.

Wir fanden auch teilweise die Besprechung unterhaltsam wenn z.B. Bertil Balser versuchte, möglichst diplomatisch zu sagen, man solle doch bitte vor der Tonne seine Manöver vorbereiten…

Am Sonntag gab es dann ein ähnliches Programm, wobei auffiel, dass wir an der Startlinie weniger geschont wurden. Es wurde enger und lauter, aber der Spaß war immer noch da. Nur der Wind ließ immer weiter nach, so dass wir früh Feierabend gemacht haben. Und entsprechend Zeit hatten für das zweite Debriefing.

Fazit für uns: Recht nette Veranstaltung, aber wir bräuchten etwas mehr konkreten Input für uns. Da müssten wir beim nächsten Mal mehr drauf drängen. Der Spaß war aber groß. Es wäre evtl. eine gute Idee, da nächstes Jahr mit mehreren Expressen aufzutauchen.

Hier der Link zu den beiden Filmen vom Seminar:

Go 4 Speed Kiel 2023 – blondsign by Eike Schurr

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