Vergleich mit anderen Bootsklassen

Vergleich aus "Baadbyt (Nov 2001)"Hier sind (subjektive) Vergleiche zwischen einer Express und anderen Bootstypen zusammengetragen. Diese Zusammenstellung soll in erster Linie Interessierten helfen, sich ein genaueres Bild der Express machen zu können. Dabei werden hier Bootstypen verglichen, die entweder preislich oder konzeptzionell mit der Express vergleichbar sind.  Weiterhin sind auch Schifftypen vorhanden, die Expresseigner typischerweise zuvor geseglt sind, bevor diese sich eine Express gekauft haben.

Vergleich aus „Baadbyt“ (November 2001)Die Vergleiche wurden sowohl von ehemaligen als auch aktuellen Expresseigner verfasst. Ebenfalls sind Statements von Seglern enthalten, die zwar niemals eine Express besessen, aber trotzdem auf einer gesegelt sind und somit diese mit „ihrem“ Boot verglichen haben.

Die Express im Vergleich

Expressensegler sind meist sehr zufrieden und stolz auf ihre Boote. Das ist erst einmal nicht so ungewöhnlich und trifft auf die meisten Bootseigner zu. Im Fall der Express gibt es aber tatsächlich auch einige objektive Gründe dafür.
Die Express vereint nämlich einige Eigenschaften, die sonst in dieser Größe und Preisklasse schwer zu finden sind.

Im allgemeinen wird die Express aus folgenden Gründen gewählt:

  • Sie bietet gutes Segeln mit ordentlicher Übernachtungsmöglichkeit für wenig Geld
  • Sie bietet sowohl Tourentauglichkeit, Seetüchtigkeit als auch Regattapotenzial
  • Sie ist ohne Sondergenehmigung trailerbar
  • Sie bietet gute Ergonomie und ist tauglich für Einhandsegler
  • Sie ist robust, technisch einfach und einfach instand zu halten
  • Sie ist relativ leicht auf dem Markt zu finden und auch wieder zu verkaufen
  • Sie bietet mittlerweile auch in Deutschland den Rückhalt einer Klassenvereinigung

Manche dieser Eigenschaften findet man natürlich auch bei anderen Booten. Ein paar davon sind im folgenden mit einigen Informationen aufgelistet:

Bootstyp Albin Express X79 Avance 245 J24 H-Boot Dehlya 25 International 806 Larsen 25
Länge ü.a. (m) 7,77 7,96 7,46 7,32 8,28 7,60 8,06 7,90
Breite ü.a. (m) 2,49 2,87 2,54 2,72 2,18 2,50 2,33 2,45
Tiefgang (m) 1,49 1,35 1,45 1,22 1,30 0,45/1,4 1,40 1,40
Gewicht (Kg) 1.800 1.552 1.724 1.375 1.450 1.750 1.600 1.600
Segelfläche am Wind (m²) 32,0 38,9 30,0 32,2 25,2 31,3 34,2 38,0
Ballast (Kg) 807 665 850 430 725 330 720 760
Yardstick Deutschland (2010) 105 A 100 A 113 102 A 106 A 114 A 105 A 103
LYS 1,11 1,14 1,01 1,11 1,07 1,02 1,09 1,10
Ein paar ganz subjektive Bemerkungen Der Allrounder für fast alles: sicher, schnell, günstig Sehr schnell, teilweise teuer Gemütliches, hübsches, kleines Tourenboot Riesige Klasse aus Amerika, regattaorientiert, wenig bewohnbar Beliebte Einheitsklasse, zeitlos, eng, eher unergonomisch Beliebter Trailer-Sailer von Dehler Zeitlos und eng, sehr hohe Preise Elegant und schnell, teuer

Kommentare einer langjährigen H-Boot-Eignerin

Geschwindigkeit
Scheint in etwa gleich zu sein, wobei die Express leicht bevorteilt ist, v. a. auf Raumschotsgängen

Seeverhalten
Das H-Boot segelt viel angenehmer durch die Wellen. Eine Kreuz mit einem H-Boot ist ein sanftes Vergnügen. Außerdem läuft eine schlecht getrimmte Albin gerne mal aus dem Ruder… Im Gegensatz zum H-Boot besitzt die Express einen Seezaun, der Sicherheit gibt und auf einem H-Boot segelt man deutlich nasser.

Unter Deck
Hier ist die Express mit mehr Platz deutlich bevorteilt. Auch die große Pantry macht mehr Spaß.

Manövrierverhalten
Im Hafen kann man eine Express fast wie eine Jolle manövrieren, schnell aufstoppen und auf dem Teller drehen. Ein H-Boot ist behäbiger und braucht mehr Platz. Der Außenborder einer Express ist deutlich besser erreichbar als auf einem H-Boot, was Hafenmanöver auch entspannt.

Regatta
H-Boote haben in Deutschland größere Felder, die Express ist auf der Unterelbe und im Kieler Raum aber gut präsent. Der Yardstickwert von 105 scheint die Express nicht zu benachteilen…

Bootsmarkt
Für H-Boote gibt es einen größeren Markt, weil das Boot einen höheren Bekanntheitsgrad besitzt und zudem noch auf vielen Ranglistenregatten und Meisterschaften gesegelt wird. Man bekommt daher sehr gut Ersatzteile und gebrauchte Segel.


Weitere Informationen gibts auch unter
H-Boot vs. Albin Express im Yacht-Forum

Warum es am Ende doch besser ist, sein Folke gegen eine Express zu tauschen
(Ansichten eines ehemaligen Folkeboot-Eigners)

So ein Folke ist ja schon ein nettes Boot. Hübsch anzuschauen, irgendwie klassisch, mit Charakter.

Vertrauenerweckender Langkieler, dabei durchaus wendig. Kleine Fock, die nicht alle naselang gewechselt werden muss. Kreuzt gut auf und ist dann nicht mal langsam.

Als Einheitsklasse auf der Regattabahn zu gebrauchen und auch nach Yardstick mit Chancen.  Ersatzteile jederzeit aus der Folkebootzentrale. Das hat schon was.

Aber leider eben schon 1940 konstruiert. Bei achterlichem Wind nix zuzusetzen. Bei Leichtwind ein büschen behäbig. Treibende Klinkerfestung eben. Seetüchtig durchaus, aber wenn das Cockpit mal voll ist, muss die Pumpe ran. Selbstlenzend gab es früher halt noch nicht. Drinnen ist es doch manchmal sehr eng. Und die Cockpit- Ergonomie… trotz Nachrüstung von Seitenbrettern eine elende Schachtel…

Wie sähe ein Folke wohl aus, wenn man es heute nochmal konzipieren würde?

Na, sagen wir nicht heute, sondern großzügigerweise 1979.

Einheitsklasse, mit der heute regattiert und morgen mit Familie getourt werden kann? Auch nach Yardstick mit Chancen? Spaßsegeln, aber dabei immer mit sicherem Gefühl? Seesegeln möglich, trotzdem trailerbar? Effektives, aber einfaches Rigg? Großzügiges und saubequemes Cockpit? Supergute Segeleigenschaften? Einheitsklasse mit Wertstabilität und guter Ersatzteilversorgung? Gefälliges, dabei zeitloses Design? Mal ´nen Spi setzen können, wenn es Spaß macht?

Richtig. Wie eine Express.

Nur dass sie ohne Zierstreifen etwas moppelig wirkt und handwerklich im Vergleich zu einem Folke, also, da müssen einige man schon etwas schlucken.

Andere nennen es pflegeleicht. Bei der Express leckt es durch das fehlkonstruierte Schiebeluk und im Holzfolke steht Wasser in den Klinkern oder es tropft zwischen Aufbau und Deck.

Vor dem Wind segelt eine Express rückwärts etwa so schnell wie ein ausgebaumtes Folke vorwärts (es reichte jedenfalls dafür, eine Meile nebeneinander herzusegeln und sich gemütlich zu unterhalten). An der Kreuz wird man einem Folke gelegentlich mal eine Verwünschung zurufen.

Nun? Im Saldo gewinnt die Express. Zumindest mit der Zeit.

Erfahrungen eines Express-Eigners, der auch oftmals auf einer Scankap aushilft…

Eigentlich sind das in Deutschland ja eher zwei Exoten: Die Express und die Scankap. Aber beides sind Schiffe, die durchaus sehr gut zu segeln sind und Potenzial haben.

Die Scankap ist 2m länger als die Express und daher schon ein richtiges Schiff. Es soll sie sogar mit einer Bordtoilette geben (was heutzutage ja immer wichtiger zu werden scheint für Bootseigner – allerdings gibt es ja auch Expressen mit Bordtoiletten, teilweise sogar mit fest eingebauten Pump-WCs…). Da können wir dann auch gleich beim wohnlichen anfangen: Die Scankap ist unter Deck natürlich geräumiger und hat sogar etwas, was mancher Express-Eigner vermissen: Einen richtigen Kartentisch! Allerdings ist die große Vorschiffskoje im Vergleich zum Expressenvorschiff miserabel. Die Express bietet hier tatsächlich deutlich mehr Platz, was angesichts der Bootsgröße auf alle Fälle herausgestellt werden sollte. Gemütlich sind ansonsten beide Schiffe unter Deck. Vorteil Express: Man muss allerdings niemals aufstehen, um an etwas (z. B. Besteck und Teller beim Tischdecken, Süßigkeiten nach dem Essen, Getränke, etc.) heranzukommen – versucht das mal auf einer Scankap! 😉

Ach ja, zum Segeln. Beide Schiffe segeln eigentlich super. Die Express allerdings benötigt nicht wie die Scankap 3 Windstärken, bevor es Spaß macht. Bei 1-3 Windstärken dürfte die Express jedem anderen Bootstyp zumindest lästig werden – es soll sogar schon Leichtwind- und Flautenregatten gegeben haben, auf denen Expressen gesegelt „first ship“ im Ziel waren… 🙂 Ach ja, apropos segeln: Bei der Express hat man als Rudergänger immer den Großbaum vor der Nase hängen (das liegt an dem starken Mastfall, mit dem man heute fährt) und falsch getrimmt baut sich bei mehr Wind gerne etwas Ruderdruck auf. Bei einer Scankap gibt es so etwas nicht. Der Baum endet hier schon im ersten Drittel des Cockpits (der Rudergänger steht also außerhalb des Gefahrenbereiches) und Ruderdruck ist hier auch eher selten. Nächster Punkt: Spi-segeln. Während die Express auf spitzen Spikursen auch mal gerne bei unaufmerksamen Trimmern in die Sonne enteilt, segelt eine Scankap selbst mit Baumnock im Wasser wie auf Schienen…

Was noch? Scankap Innenborder – Express AB, Scankap Druckwassersystem – Express Kanister, Scankap durchgesteckter Mast – Express Mast auf Deck gesetzt, Scankap ohne Reling – Express mit reellem Seezaun…

Fazit: Insgesamt ist die Scankap eigentlich wie eine in die Länge gezogene Express mit Innenborder. Beide Schiffe machen Spaß. Die Express ist etwas handlicher, deutlich günstiger und auch alleine gut zu segeln. Beide Schiffe können zusammen auf Sommertour gehen ohne das gleich klar ist, dass die Scankap jeden Tag das erste Schiff im Hafen sein wird… 🙂